Angola: Rückführung, Flüchtlinge, Kongo, Sambia, Bürgerkrieg, UNHCR, IOM

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Freiwillige Rückführung von angolanischen Flüchtlingen aus dem Kongo und Sambia durch den UNHCR Der letzte Konvoi mit dreihundert angolanischen Flüchtlingen ist aus der südkongolesischen Region Kiesenge gestern am 30. Mai 2005 in Angola angekommen. Damit endet eine weitere Etappe im Rückkehrprogramm des UNHCR für angolanische Flüchtlinge, die bereits seit zwanzig Jahren im Exil leben. Auch aus Sambia erfolgen Flüchtlingsrückführungen. Bisher sind seit dem Friedensabkommen aus dem Jahre 2002 bereits 310.000 Flüchtlinge nach Angola zurückgekehrt.

Die drei Flüchtlingssiedlungen, die 2002 mit 48.700 Menschen ihren Höchststand hatten, wurden mit fünfzehn Bussen des UNHCR nun aufgelöst. Damit beginnt für die Flüchtlinge, die lange im Exil zugebracht haben, wieder ein Leben in ihrem eigenen Land.
Angola ist ein von 37 Jahren Krieg gezeichnetes Land. Nachdem zwischen 1965-1975 der Befreiungskrieg gegen die Kolonialmacht Portugal tobte, führten starke Rivalitäten zwischen den verschiedenen Befreiungsbewegungen und unter Einfluss des kalten Krieges zu einem Bürgerkrieg, der ?mit einigen Unterbrechungen- weitere 27 Jahre andauerte. Erst im Jahre 2002 erfolgte das Friedensabkommen zwischen Rebellen und der Regierung. Seitdem hat sich die Lage in der Republik Angola weitgehend stabilisiert, so dass viele der Vertriebenen und Flüchtlinge hoffen, fortan friedlich am Aufbau ihrer Heimat mitzuwirken. Insgesamt waren während des Krieges rund 440.000 Angolaner in die Nachbarstaaten geflohen, und viele Millionen Menschen waren landesintern vertrieben worden.
Die Vollendung der von der UN-Flüchtlingsbehörde UNHCR organisierten Rückführung aus der Region Kisenge stellt die zweite Schließung eines Angolanischen Flüchtlingsstützpunktes in der Demokratischen Republik Kongo dar, nachdem Ende März 2005 bereits die Lager in Ngidinga aufgelöst worden waren. Seit seinem Beginn im Jahre 2003 haben insgesamt ca. 42.000 Angolanische Flüchtlinge an dem freiwilligen Rückführungsprogramm teilgenommen. Nachdem die meisten dieser Menschen im Jahre 1984 durch den Busch in den Kongo flohen, kehren sie nun mit neuen Hoffnungen und einem kleinen Hausstand in ihre alte Heimat zurück.
Kongolesische Bewohner von Kisenge sagen, dass sie die angolanischen Arbeiter und die Präsenz des UNHCR gleichermaßen vermissen werden, die während der vergangenen zwanzig Jahre integraler Bestandteil der Gemeinschaft geworden seien. Der UNHCR lässt sechs voll ausgestattete Schulen mit 165 Klassenzimmern und Infrastruktur, insbesondere im medizinischen Bereich zurück, wovon die kongolesische Gemeinde nun profitieren soll.
Rund 600 angolanische Flüchtlinge haben entschieden, in ihrer neuen Heimat Kisenge zu bleiben. Einige werden für immer in der DR Kongo bleiben, andere warten bis ihre Kinder die Schule beendet haben, bevor sie auf eigene Faust nach Angola zurück kehren möchten.
Schwierigkeiten der Heimkehr liegen vor allem in den schlechten Straßenverhältnissen und in der Gefahr der Landminen. Auch das neuerliche Ausbrechen des Marburg-Virus in der angolanischen Provinz Uige behindert die Rückkehr in diesen Teil des Landes.
Das freiwillige Rückführungsprogramm von angolanischen Flüchtlingen wird hinsichtlich anderer Flüchtlingsstätten einige hundert Kilometer nordwestlich von Kisenge aus den Provinzen Bandundu und Bas Congo fortgeführt. Derzeit leben noch schätzungsweise 22.000 angolanische Flüchtlinge in Lagern und Siedlungen in der DR Kongo. Dazu kommen weitere geschätzte 72.000 Flüchtlinge, die sich selbständig im Kongo angesiedelt haben.
Seit der Unterzeichnung des Luena Friedensabkommens im Jahre 2002 sind bereits über vier Millionen Binnenvertriebene in ihre Heimatgebiete zurückgekehrt. Von den vielen hundert tausend internationalen Flüchtlingen sind schon 310.000 Menschen nach Hause zurückgekehrt. Beinahe 180.000 Flüchtlinge haben dabei die Dienste des UNHCR und seiner Partner in Anspruch genommen. Erst am 10. Mai 2005 hatte der UNHCR gemeinsam mit der Internationalen Organisation für Migration (IOM) 80 angolanischen Flüchtlingen aus Sambia die Rückkehr nach Angola ermöglicht. Allein im Jahre 2005 sollen auch aus Sambia weitere 34.000 Flüchtlinge nach Angola rückgeführt werden.
Nachdem das Land nun Frieden gefunden zu haben scheint und für das Jahr 2006 auch demokratische, friedliche Wahlen angesetzt sind, ist mit der Rückführung der Menschen und der sog. ?man power? eine weitere Voraussetzung für den wirtschaftlichen Aufschwung von Angola gesetzt. Gemeinsam mit der allerorts diskutierten und angekündigten Erhöhung der Mittel für Entwicklungszusammenarbeit ist zu hoffen, dass die wirtschaftliche Entwicklung in einem der ärmsten Länder Afrikas schnell voranschreitet.
von Daniel Naujoks