Sudan: Bürgerkriegsflüchtlinge, Unruhen und Tote

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New York/Khartum/Nairobi - Der Blick der Welt ist auf das von der Flutkatastrophe betroffene Krisengebiet in Südostasien gerichtet - anderswo geht das Sterben unbemerkt weiter. In der Provinz Darfur/Sudan sind seit Beginn der Unruhen über 200 000 Menschen ums Leben gekommen - nicht infolge einer Naturkatastrophe, sondern durch menschliche Gewaltverbrechen und ihre Folgen. Die vielen Bürgerkriegsflüchtlinge und Toten dürfen trotz der verheerenden Außmaße des Seebebens in Südostasien nicht in Vergessenheit geraten.

Auch zum Jahresende 2004 und zum Beginn des Jahres 2005 bestimmten in Darfur/Sudan schwere Ausschreitungen das Geschehen. 1,8 Millionen Menschen befinden sich in der Region im Sudan und den Nachbarländern aufgrund des Konflikts zwischen Rebellen und regierungsnahen bzw. -eigenen Truppen auf der Flucht.

Nach neuen Kämpfen, die sich trotz des seit April 2004 offiziell geltenden Waffenstillstandes zwischen Rebellen und Regierungstruppen ereigneten, haben die Vereinten Nationen ihre Hilfslieferungen in die Bürgerkriegsregion Darfur im Westen des Sudan eingestellt. Das teilte ein UN-Sprecher am 28. Dezember 2004 in New York mit. Dadurch entstehen gravierende Versorgungsmängel für die Flüchtlinge in der Region. 260 000 Menschen sind nach UN-Angaben von der Lebensmittelversorgung abgeschnitten, weil die Fahrten von Hilfskonvois mit hunderten Millionen Tonnen Lebensmitteln abgebrochen werden mussten.

Währenddessen zeichnet sich im Süden des Sudans ein Hoffnungsschimmer am Horizont ab: Die Rebellen der Sudan People's Liberation Army (SPLA) unter ihrem Anführer John Garang und die Regierung in Khartum unter Präsident Omar al Bashir haben eine permanente Waffenruhe für den Südsudan vereinbart. Noch besteht allerdings Unklarheit darüber, wie dieses Abkommen sowie die bereits früher abgeschlossenen sechs Teilabkommen umgesetzt werden sollen. Beobachter erhoffen diesbezügliche Signale anlässlich der Unterzeichnung eines endgültigen Friedensvertrages, die für Mitte Januar 2005 in der kenianischen Hauptstadt Nairobi vorgesehen ist. Es geht in den Verhandlungen unter anderem auch darum, wie der Ölreichtum des Sudan zwischen dem Norden und dem Süden, der eine Unabhängigkeitsoption ausgehandelt hat, verteilt werden soll. Hinsichtlich der Ölquellen im Sudan wurde auch immer wieder vermutet, sie seien ein Grund für die Zurückhaltung des Auslandes in der Darfur-Krise. Falls der Friedensvertrag tatsächlich umgesetzt wird, würde dies das Ende des seit 1983 dauernden Bürgerkriegs im Südsudan bedeuten. Dieser Konflikt brachte 1,5 Millionen Todesopfer und vier Millionen Vertriebene hervor.