Tschechien: slowakische Asylbewerber, Flüchtlinge, Roma, Immigration, Neue EU-Mitgliedsstaaten

Anzeige Werbung Kanzleien Anzeige
Die Asylsituation bei Deutschlands neuen EU-Nachbarn II: In Tschechien steigt die Zahl PRAG ? Im Juni 2005 haben 69 Slowakische Staatsangehörige Asyl in der tschechischen Republik beantragt ? das sind 67 mehr als im Juni des Vorjahres. Nach der Sprecherin des tschechischen Innenministeriums Radka Kovarova ist die Zahl der Ukrainer, die gewöhnlich die größte Gruppe der Asylsuchenden stellen, im Vergleich mit Juni 2004 nur um fünf Antragssteller gewachsen.

Koyarova fügte hinzu, dass die hohe Zahl der Slowakischen Flüchtlinge durch die Schließung einer Notunterkunft in Kosice bedingt sei. Einige Experten bezweifeln jedoch, dass die Schließung allein für das Ansteigen der Slowakischen Asylbewerberzahlen verantwortlich sei. Sie weisen auf die allgemein schlechte Wohnungssituation von ostslowakischen Roma hin. Gleichwohl stammt die Mehrheit der Asylbewerber im Juni aus der soeben geschlossenen Unterkunft.

Slowakische Staatsangehörige stellen in der ersten Hälfte des Jahres 2005 nach Ukrainern und Chinesen die drittgrößte Gruppe von Asylsuchenden dar. Nach statistischen Angaben des tschechischen Innenministeriums beantragten in den ersten sechs Monaten diesen Jahres 201 Slowakische Bürger Asyl. 2004 waren es insgesamt nur 137.

Anders als Ukrainer und Chinesen haben Slowaken als EU-Bürger jedoch keinen Anspruch auf Asyl in Tschechien. Experten berichten jedoch, dass Slowaken die Asylverfahren oftmals bewusst ausnutzen, um während ihres Aufenthaltes in den Bewerberheimen nach Arbeitsmöglichkeiten in Tschechien zu suchen. Der Bürgermeister der Stadt Lunik Ladislav Sana sagte, ?sie verlassen die Slowakei, weil sie keine Arbeit finden. Fast 99 Prozent der mehr als 5000 Einwohner der Siedlung Kosice Lunik IX sind arbeitslos.?

Abgelehnte Asylbewerber können in Tschechien nach zwei Jahren erneut einen Asylantrag stellen. Politiker befürchten deshalb, dass sich nunmehr die Rekordwelle aus dem Jahr 2003 wiederholen könnte, in deren Verlauf 990 slowakische Roma Asyl beantragt hatten. Es wird deshalb angenommen, dass der Anteil slowakischer Asylsuchender solange hoch sein wird, solange es eine restriktive Politik gegen Mietschuldner gibt und dadurch viele wohnungs- und obdachlose Menschen.

Früher war Tschechien insbesondere als Auswanderungsland in das westliche Europa bekannt. Heute ist es insbesondere ein Transitland, v.a. für Menschen auf dem Weg nach Deutschland. Aber auch die Einwanderung nach Tschechien selbst hat in den vergangenen Jahren erheblich zugenommen, was auf die zunehmend gute wirtschaftliche Situation zurückzuführen ist. Während 1992 noch 50.000 Menschen einwanderten, waren es 1995 160.000 und im Juni 1997 206,577. Die größten Einwanderergruppen sind Polen und Slowaken. Aber auch über 40.000 Ukrainer und 15.500 Vietnamesen haben Daueraufenthaltstitel.

Was die Asylsituation betrifft, haben zwischen 1990 und 1998 15.000 Menschen Asyl gestellt, durchschnittlich 2000 jedes Jahr. Und mit der wachsenden Volkswirtschaft wächst auch die Attraktivität des Landes als Ziel wirtschaftlich motivierter Einwanderung. Lesen Sie auch den Artikel:

Die Asylsituation bei Deutschlands neuen EU-Nachbarn: Aufenthaltsgesetz und Flüchtlingsintegration in Polen.