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Berlin: Islamforum nach dem Beispiel anderer Bundesländer gegründet

BERLIN ? Am Mittwoch, dem 16. November 2005, herrschte im Berliner Rathaus Gründerlaune: Vertreter islamischer Religionsgemeinschaften, zusammengefasst in der 2004 geschaffenen Muslimischen Akademie, und Berliner Behörden einschließlich Innensenator Ehrhart Körting (SPD) gründeten das ?Islamforum Berlin?. Es knüpft an an die Erfahrungen mit ähnlichen Islamforen in anderen Bundesländern und auf der Bundesebene, die auf Initiative des ?Interkulturellen Rates in Deutschland? entstanden sind.

Orientierung bieten beispielsweise das ?Forum Muslime in den neuen Ländern?, das in Leipzig tagt, und das Islamforum Hessen (externer Link zu diesem und weiteren Foren).

In dem Gremium soll gleichberechtigte, vorurteilsfreie Zusammenarbeit möglich sein. Innensenator Körting zufolge soll es darum gehen, ?auf gleicher Augenhöhe? nicht-öffentliche und vor allem offene Gespräche zu führen. Dadurch sollen mittel- bis langfristig wirkende verbindliche Lösungsansätze für das Zusammenleben von Muslimen und Anders- bzw. Nichtgläubigen in Berlin entwickelt werden. Informationen der Berliner Zeitung (externer Link) vom 18. November 2005 zufolge ist es nach Ansicht des Geschäftsführers der Islamischen Föderation, Burhan Kesici, nicht unwahrscheinlich, dass auch kritische Fragen wie Zwangsverheiratungen oder das Kopftuchtragen bei Musliminnen auf die Tagesordnung gelangen. Dies ist nur ein Aspekt dessen, was die Gründer des Islamforums als Probleme ausgemacht haben, die aus einem mit dem Grundgesetz kollidierenden Staats- und Gesellschaftsverständnis entstehen.

Die nächste Sitzung des Forums soll sich mit der Rolle der Gemeinden im Stadtteil beschäftigen. Das Themenfeld Schule wird allerdings nach der derzeitigen Planung nicht von dem Forum, sondern von einem bei der zuständigen Senatsverwaltung eingerichteten Arbeitskreis ?Islam und Schule? behandelt.

Das Islamforum ist eines der Vorhaben des im August vom Senat beschlossenen Integrationskonzeptes, mit dem die Kooperation zwischen Muslimen und der staatlichen Seite verbessert werden soll. Das Integrationskonzept zum Umgang mit dem Islam ist zwischen drei Vektoren aufgespannt:

  1. gesellschaftliche und politische Anerkennung des Islam und Bemühungen um weitere Integration der Musliminnen und Muslime zur Stärkung des Umgangs mit religiöser Vielfalt in Berlin;
  2. streitbare Auseinandersetzung im Dialog mit allen religiös oder kulturell begründeten Vorstellungen von Ungleichheit und Unfreiheit in Teilen der muslimischen Bevölkerung und ihren Organisationen; Schutz vor Diskriminierungen aus religiösen Gründen;
  3. entschiedene Bekämpfung islamistischer Bestrebungen.

Literaturhinweis: 
Jürgen Micksch, Islamforen in Deutschland. Dialoge mit Muslimen, mit einem Vorwort von Rita Süssmuth, Frankfurt am Main 2005.

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