WM 2006, Sicherheit in Stadien, Ok berät mit Sportausschuss/Bundestag und Bundesinnenminister

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Sportausschuss des Bundestags befasst sich heute mit den von der Stiftung Warentest aufgezeigten Mängel an der Sicherheit in deutschen Fußball-Stadien

Der Sportausschuss des Parlaments wird heute Vertreter der Bundesregierung als Berichterstatter zum Thema Sicherheit in WM- Stadien hören. Peter Danckert (SPD), Vorsitzender des Gremiums, forderte das WM-Organisationskomitee (OK) zu einem runden Tisch über die Konsequenzen für die Sicherheit der Arenen auf. Die Stiftung Warentest hatte den drei WM-Stadien Berlin, Gelsenkirchen und Leipzig die Note «mangelhaft» gegeben, weil im Falle einer Panik keine ausreichenden Fluchtmöglichkeiten in den Innenraum bestünden. Hierbei handelt es sich nach Darstellung der WM-Organisatoren jedoch um eine These, der anerkannte Experten und testierte Objekt-Gutachten widersprechen.

Der Sportausschuss des Parlaments wird heute Vertreter der Bundesregierung als Berichterstatter zum Thema Sicherheit in WM- Stadien hören. Peter Danckert (SPD), Vorsitzender des Gremiums, forderte das WM-Organisationskomitee (OK) zu einem runden Tisch über die Konsequenzen für die Sicherheit der Arenen auf. Die Stiftung Warentest hatte den drei WM-Stadien Berlin, Gelsenkirchen und Leipzig die Note «mangelhaft» gegeben, weil im Falle einer Panik keine ausreichenden Fluchtmöglichkeiten in den Innenraum bestünden. Hierbei handelt es sich nach Darstellung der WM-Organisatoren jedoch um eine These, der anerkannte Experten und testierte Objekt-Gutachten widersprechen. In Kaiserslautern habe die Stiftung trotz laufender Bauarbeiten und entgegen der Bitte der Betreiber getestet und dann einen mangelhaften Brandschutz festgestellt. Die erste Aufregung um die Untersuchung der zwölf WM-Stadien durch die Stiftung Warentest ist indes verflogen. Die Stiftung wies die Vorwürfe zurück. Sie werde die Studie nicht zurücknehmen, erklärten die Tester.

WM-OK zeigt sich offen in Fragen der Sicherheit von WM-Stadien

Das WM-OK zeigte sich offen. "Der erste Schritt aber muss jetzt die ruhige, offene, sachorientiere und intensive Analyse der Studie für jedes einzelne Stadion sein", sagte OK-Sprecher Jens Grittner. Der SPD-Politiker Danckert äußerte zugleich einen bösen Verdacht: Er frage sich bei manchen Fußball-WM-Stadien, "ob die Bauprüfung ernsthaft durchgeführt wurde oder ob die Behörden lediglich gut bewirtet wurden", sagte er in einem Interview der Berliner Zeitung. Die Stiftung Warentest wies inzwischen die Kritik an ihrer Studie als "unsinnig" zurück. "Wir sind auf diesem Gebiet keine Anfänger", betonte der Alleinvorstand der Stiftung, Martin Brinkmann, in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau. Er wehre sich gegen den Vorwurf mangelnder Kompetenz der Gutachter oder von Oberflächlichkeit der Untersuchung.

Bundesinnenminister und Sportausschuss bemüht, Sicherheit in Stadien herzustellen

Der für den Sport verantwortliche Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) sprach sich erneut dafür aus, die Sicherheit der Stadien noch einmal in einzelnen Punkten zu überprüfen. Gleichzeitig warnte er vor Hysterie. Der nordrhein-westfälische Innenminister Ingo Wolf (FDP) sprach von unnötiger Aufregung. Sollte es Anlässe geben, etwas zu verbessern, werde man das tun, sagte er im Deutschlandradio. Zur Brisanz der Sicherheitsmängel sagte Danckert: "Wir können die Augen nicht verschließen. Wir müssen das ernst nehmen, was da gemacht worden ist. Denn wenn wir nichts machen würden, dann wären wir ja in der Situation, dass wir uns hinterher, sollte wider Erwarten da ein schreckliches Unglück passieren, alle schwerste Vorwürfe machen müssten." Die WM-Organisatoren hatten die Stiftung Warentest zunächst heftig kritisiert und eine Korrektur der umstrittenen Studie zur Stadien-Sicherheit verlangt. Das Vorgehen der Stiftung wurde als oberflächlich und fahrlässig gewertet. Die Stiftung Warentest solle insbesondere die Wertung «Vier Mal die Rote Karte» für die Stadien in Berlin, Gelsenkirchen, Leipzig und Kaiserslautern zurücknehmen, forderte Schmidt. Dieses «Fehlurteil» habe im In- und Ausland ein Bild von den Arenen gezeichnet, welches nicht den hohen Sicherheits-Standards entspreche. «Es gibt keine internationale Veranstaltung, wo man sich über Sicherheit so viele Gedanken gemacht hat, wie bei der WM 2006», sagte Schmidt. Der Direktor der FIFA-Wettbewerbe, Jim Brown, erklärte, der Weltfußballverband nehme die Angelegenheit sehr ernst. Man sei allerdings von der Studie äußerst überrascht, weil man zuvor bei zahlreichen Stadioninspektionen in Deutschland sehr positive Ergebnisse erhalten habe. Vor der WM seien unabhängig von der Studie noch weitere Inspektionen geplant, sagte der oberste FIFA-Verantwortliche für die WM weiter. Ob man dabei verstärkt auf die Sicherheit achten werde, sei aber offen. Dazu werde man sich mit dem OK austauschen, zu dem man nach wie vor großes Vertrauen habe. DFB-Marketingdirektor Horst Lichtner sagte in München, das OK werde «eine weitere, unabhängige Stadionstudie fordern». Prüfinstitute wie zum Beispiel der TÜV oder die Dekra sollten die WM-Stadien noch einmal durchleuchten. Sollten tatsächlich Mängel entdeckt werden, würden sie so rasch wie möglich behoben werden. Der Chefredakteur der Zeitschrift «test», Hubertus Primus, lehnte die Forderung des OK, die Stiftung solle ihre Untersuchungsergebnisse zurückziehen, mit Nachdruck ab. «Wir werden unsere Ergebnisse nicht überarbeiten. Wir fordern, dass man jetzt mal zur sachlichen Tagesarbeit übergehen sollte und sich einfach mit den Ergebnissen auseinandersetzt», sagte Primus dem Bayerischen Rundfunk.

Sicherheit in WM-Stadien: Polizisten dürfen keinen Drei-Tage-Bart tragen

Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble wittert indessen Unsicherheitsfaktoren in barbarischem Aussehen der Sicherheitskräfte und legt zur Fußball-WM einen Erlass-Entwurf mit Vorschriften für das Erscheinungsbild der 30.000 Bundespolizisten vorgelegt.

Nach dem Entwurf soll nicht nur ein "unrasiertes Auftreten - insbesondere der so genannte Drei-Tage-Bart" untersagt sein. Auf dem Index stehen nach auch der "so genannte Lagerfeld-Zopf" oder sonstige Haartrachten, die "als Ausdruck einer ausgeprägt individualistischen Haltung wahrgenommen werden". Verboten außerdem: "sichtbare Piercings, auch Mundpiercings", sichtbare Tätowierungen sowie mehr als eine Halskette, ein Armband und ein "Freundschaftsband" pro Polizist
Ohrschmuck dürfen nur Polizistinnen tragen, auf Weisung des zuständigen Abteilungsleiters im Innenministerium allerdings keine Ohrstecker mit mehr als fünf Millimeter Größe. Make up ist nur zugelassen, soweit es "für eine Polizeibeamtin oder einen Polizeibeamten als sozialadäquat" anzusehen sei. Begründet wird der Entwurf damit, dass mit "Blick auf die Fußball-Weltmeisterschaft ein gepflegtes Erscheinungsbild unverzichtbar" sei und einen "maßgeblichen Einfluss auf das Vertrauen in der Bevölkerung" habe. Der Erlass soll schon zum 1. Februar in Kraft treten.

Ungeachtet der These, dass ein legeres Outfit der Sicherheitskräfte auf Fans deeskalierend wirkt, wie der Streetworker auf den auffälligen Jugendlichen dürfte mit einer solchen Maßnahme jedenfalls mehr Ernst in die Angelegenheit WM-2006: Die Welt zu gast bei Freunden kommen.