Zidane, Materazzi, Aberkennung WM-Titel wegen rassistischer Provokation

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Aberkennung des WM-Titels  wegen rassistischer Äußerungen gegen Zidane nach Fifa-Disziplinarreglement möglich

Drei Tage nach der Attacke von Zinedine Zidane im WM-Finale hat der italienische Verteidiger Marco Materazzi erstmals eine Provokation des französischen Superstars zugegeben. Details nannte er nicht, sollte sich jedoch herausstellen, dass er sich dabei rassistisch geäußert hat, ist die Aberkennung des WM-Titels nach Artikel 55, Absatz 4 des Fifa-Disziplinarreglements möglich.

War die Provokation Zidanes durch Materazzi rassistisch?

Der italienische Stürmer Materazzi gab in einem Interview mit der „Gazzetta dello Sport“ zu, Zidane beleidigt zu haben, verriet aber nicht was er genau gesagt hat. Er beschönigte seine Provokation mit der Ausrede, er habe Worte gebraucht, die dutzende Male auf dem Fußball platz fallen.

Vorgehen gegen rassistische Äußerungen durch FIFA kodifiziert

Genau diesen zunehmenden Rassismus unter jungen Spielern, die als Vorbilder gelten hatte die Fifa aber unter anderem im Fokus, als sie im März dieses Jahres eine deutliche Verschärfung der Strafen für Rassismus beschloss. Neu ist im Artikel 55, Absatz 4 des » Fifa-Disziplinarreglements festgelegt, „dass bei diskriminierendem oder menschenverachtendem Verhalten eines Spielers, Offiziellen oder Zuschauers, das einer Mannschaft zugeordnet werden kann, der betreffenden Mannschaft bei einem ersten Vergehen automatisch drei Punkte abgezogen werden. Bei einem zweiten Vergehen werden sechs Punkte abgezogen; bei einem weiteren Vergehen erfolgt die Relegation der Mannschaft. Bei Spielen ohne Punktvergabe erfolgt die Disqualifikation." Der letzte Halbsatz lässt eine Disqualifikation des italienischen Teams und damit die Aberkennung des Titels der Fußball-WM 2006 zu.

Beweisverfahren im Fall Zidane / Materazzi, Lippenleser als Sachverständige

Der genaue Vorgang wird wohl eine Beweisfrage sein. Nachdem Materazzi mehr oder weniger zugab, Zidane provoziert zu haben kommt es auf den Wortlaut der Provokation an. Im Raum stehen zur Zeit Äußerungen wie „dreckiger Terrorist“ die auf eine Anspielung gegen Zidanes Religion und seine Herkunft sein könnten. Materazzi entgegnet er sei nicht so gebildet und wisse gar nicht so genau, was ein islamischer Terrorist sei.

Unvorbildlich und regelwidrig war jedenfalls Zidanes Kopfstoß, ob die vorausgegangene verbale Attacke Materazzis auch so einzustufen ist wird zu klären sein. Die brasilianische Fernsehanstalt Globo beauftragte Lippenleser, die vorgeben, entschlüsselt zu haben, was Materazzi zu Zidane gesagt hat, bevor dieser seine mit Rot bestrafte Attacke vollführte. Der Weltfußballverband Fifa kündigte am Dienstag eine Untersuchung des Vorfalls an, bei der neben Zidane auch Materazzi als Täter überführt werden könnte.