LONDON ? das britische Innen- und das Arbeitsministerium haben am vergangenen Donnerstag eine gemeinsame Strategie veröffentlicht, die die Integration von Flüchtlingen im Vereinigten Königreich verbessern soll.
Zuvor hatte die britische Regierung im Februar diesen Jahres ihren Fünfjahresplan zu Einwanderung und Asyl veröffentlicht, der Einschränkungen für den permanenten Aufenthalt, einschließlich des Daueraufenthaltsrechts für Flüchtlinge, vorsieht. Danach erhalten Flüchtlinge nunmehr erst nach Ablauf von fünf Jahren ein permanentes Bleiberecht, wenn sich die Situation in ihrem Heimatland nicht normalisiert hat. Außerdem müssen nach dem neuen Plan alle Neuzuwanderer und Flüchtlinge einen Test absolvieren, in dem Kenntnisse der englischen Sprache und Kultur abgefragt werden.
Die Teilstrategien ?Integrationsangelegenheiten? des Innenministeriums und ?Arbeiten zum Aufbau eines neuen Lebens? des Arbeitsministeriums zielen darauf ab, Flüchtlingen mehr Rechte und Verantwortung zu übertragen. Dies betrifft jedoch nur Personen, die bereits als Flüchtlinge anerkannt sind. Für Asylbewerber hingegen, von deren Asylanträgen in Groß Britannien etwa zwei Drittel abgelehnt werden, besteht ein Arbeitsverbot, sie sind auch nicht Zielgruppe der Integrationsförderung.
Nach der neuen Strategie soll das bisherige System, nach dem Unterhaltsunterstützungen von Flüchtlingen automatisch zurückgezahlt werden mussten, auf ein integrationsförderndes Darlehensystem umgestellt werden.
Neu ankommende Flüchtlinge sollen intensive Unterstützung durch Fallmanager erhalten, die sie bei der Arbeitssuche und beim Erwerb von besonderen Fähigkeiten unterstützen. Dies soll dazu beitragen, dass Flüchtlinge schneller ins Arbeitsleben eingegliedert werden und sich wirtschaftlich und sozial eingegliedert fühlen. Überdies sollen mehr Flüchtlinge dazu ermutigt werden, die Möglichkeiten der ?Jobcentre Plus? zu nutzen. Studien hatten zuvor gezeigt, dass nur rund die Hälfte der erwerbslosen Flüchtlinge Gebrauch von diesen Einrichtungen machte.
Die neue Integrationsstrategie zielt auch darauf ab, stärkere Partnerschaften mit dem Bereich der ehrenamtlichen und gemeinnützigen Flüchtlingshilfe zu schaffen, um die Unterstützung für Flüchtlinge zu planen und auszuführen. Bezüglich des Projektes 'Refugees Into Jobs', einem Beschäftigungsprojekt in West London, das Flüchtlingen hilft, Arbeit zu finden, sagte der britische Innen- und Einwanderungsminister Des Browne ?Groß Britannien hat eine stolze Tradition, diejenigen willkommen zu heißen, die vor Verfolgung fliehen. Flüchtlinge haben über Generationen unsere Gemeinschaft sowohl kulturell als auch wirtschaftlich bereichert. Die Strategie, die wir heute veröffentlichen, soll nun sicher stellen, dass diejenigen, denen Flüchtlingsstatus zuerkannt wurde, einen vollen Beitrag für das Vereinigte Königreich leisten können - durch Arbeit, Bürgerverantwortung und persönliche Leistung.?
Die britische Arbeitsministerin, Jane Kennedy, erklärte: ?Wir wissen, dass Flüchtlinge beträchtlichen Hindernissen gegenüberstehen, einen Arbeitsplatz zu finden, wie fehlendes Verständnis für den Arbeitsmarkt und dürftige Kenntnisse der englischen Sprache. Aber wir wissen auch, dass die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit ein Kernelement des Integrationsprozesses darstellt.?
Flüchtlingsorganisationen stehen der neuen Regierungsstrategie grundsätzlich positiv gegenüber. Habib Rahman, Vorsitzender des ?Joint Council for the Welfare of Immigrants? (JCWI) sagte, er begrüße, dass das Innenministerium den Bedarf für einen aktiven Integrationsprozess von Flüchltingen sehe. Dennoch glaube er, dass die Absicht, die Integration zu fördern, durch das Abschaffen von automatischen, zeitlich unbegrenzten Aufenthaltserlaubnis konterkariert werde. Wenn diese Menschen glauben, dass sie möglicherweise bald in ihre Ursprungsländer zurückkehren müssen, werde sich das notgedrungen negativ auf ihre Fähigkeit auswirken, sich vollständig zu integrieren.
Herr Rahman äußerte außerdem Bedenken, bezüglich der Umstellung auf ein Darlehenssystem für Flüchtlingsunterstützung. Dies könne zu finanziellen Härten führen und das Risiko von Armut und sozialer Ausgrenzung mehr fördern als es die Integration von Flüchtlingen erleichtere.