Der Bundestag hat Angela Merkel mit klarer Mehrheit zur ersten deutschen Kanzlerin gewählt. Bei der historischen Abstimmung votierten 397 Abgeordnete für die CDU-Vorsitzende - 51 weniger, als Union und SPD Abgeordnete stellen. Merkel bekam damit 64,65 Prozent der Stimmen.
Merkel übertraf damit klar die notwendige absolute Mehrheit von 308 Stimmen. 202 Abgeordnete stimmten gegen sie, zwölf enthielten sich der Stimme, eine Stimme war ungültig. Die große Koalition von Union und SPD stellt 448 Abgeordnete. Davon gehören 226 der Union und 222 der SPD an. Erster Gratulant nach der Verlesung des Ergebnisses war ihr Vorgänger Gerhard Schröder.
Der Vorsitzende der Unions-Fraktion, Volker Kauder, hat das Wahlergebnis für Bundeskanzlerin Angela Merkel als hervorragend bezeichnet. Noch nie habe es bei einer Kanzlerwahl so viele Ja-Stimmen gegeben, sagte Kauder. SPD-Fraktionschef Peter Struck bewertete das Wahlergebnis als nicht dramatisch. Unter den Abgeordneten der Koalition, die gegen Merkel gestimmt hätten, seien auch Mitglieder der Unions-Fraktion gewesen, erklärte Struck. Hingegen bezeichnete der Vorsitzende der oppositionellen FDP-Fraktion, Wolfgang Gerhardt, das Stimmenergebnis für Merkel als schwachen Start der großen Koalition.
Bundestagspräsident Norbert Lammert sagte nach der Abstimmung, 202 Abgeordnete hätten gegen Merkel gestimmt, zwölf hätten sich enthalten. Eine Stimme sei ungültig gewesen. Nach Verkündung des Ergebnisses sagte Merkel den traditionellen Satz: "Ich nehme die Wahl an". Erster Gratulant war ihr Vorgänger Gerhard Schröder, der am Mittwoch sein Bundestagsmandat niederlegen will und damit aus der aktiven Poitik ausscheidet
Unmittelbar nach ihrer Wahl feierte Merkel kurz mit ihrer Familie und engen Freunden. Sie zog sich mit Mutter, Vater und Bruder in einen Nebenraum des Bundestages zurück. Anwesend war auch ihr Mathematik-Lehrer Hans Ulrich Beeskow. Er überreichte seiner "Musterschülerin" einen großem Blumenstrauß und eine Flasche Sekt.
Am Mittag soll Merkel von Bundespräsident Horst Köhler offiziell ernannt und dann im Parlament vereidigt werden. Danach stellt die Nachfolgerin des SPD-Politikers Gerhard Schröder ihre Minister dem Präsidenten vor, der sie offiziell ernennt. Anschließend legen die Kabinettsmitglieder im Bundestag ihren Amtseid ab. Die erste Kabinettssitzung unter Vorsitz Merkels soll bereits am Abend stattfinden.
Union und SPD verständigten sich in vierwöchigen Verhandlungen auf eine große Koalition. Da die Union vier Abgeordnete mehr stellt als die SPD, konnte sie den Anspruch Merkels auf das Kanzleramt durchsetzen.
Welche Aussagen der Koalitionsvertrag über die Frage des Verhältnisses der Türkei zur Europäischen Union enthält, lesen Sie hier <...>