Nach einem Referendum wird Montenegro von Serbien unabhängig
Podgorica - Montenegro hat die Hürde für seine Unabhängigkeit von Serbien denkbar knapp genommen und wird der jüngste unabhängige Staat Europas. Das haben die Montenegriner am Sonntag in einer Volksabstimmung entschieden, wie die Wahlkommission am 22.5.2006 in der Hauptstadt Podgorica bestätigte.
Für die Trennung vom bisherigen Staatenbund mit Serbien und die Gründung eines selbstständigen Montenegro stimmten demnach 55,4 Prozent der Wähler, dagegen sprachen sich 44,6 Prozent aus. Mit 86,3 Prozent habe die Wahlbeteiligung einen Rekord erreicht. Rund 480 000 Wahlberechtigte waren zu dem Referendum aufgerufen. Die serbische Führung kämpfte bis zuletzt gegen die Abspaltung auch noch der letzten Teilrepublik vom ehemaligen Jugoslawien. Slowenien, Kroatien und Bosnien-Herzegowina haben ihre Unabhängigkeit Anfang der neunziger Jahre in Kriegen ausgefochten. Lediglich Mazedonien löste sich, ohne dass ein Schuss gefallen wäre.
Schwerer Gang in die Unabhängigkeit von Serbien
Montenegro wird nach Darstellung serbischer Experten ein schwerer Gang bis zur internationalen Anerkennung bevorstehen. Serbien werde als Rechtsnachfolger von Serbien-Montenegro in allen internationalen Organisationen bleiben, hieß es. Das sei in der Gründungsurkunde des jetzt aufzulösenden Staatenbundes, die unter EU-Vermittlung entstanden war, vorgesehen. Der neue Kleinstaat müsse sich erst wieder überall im Ausland neu etablieren und auch ein eigenes diplomatisches Netz aufbauen.
Nationalteam von Serbien-Montenegro wird für die Fußball-WM nicht umbenannt
Trotz Unabhängigkeitserklärung wird das an der Fußball-WM in Deutschland teilnehmende Team "Srbija i Crna Gora" heißen. Dies gilt auch für die Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland. Wie die Belgrader Nachrichtenagentur Beta am Montag weiter berichtete, wollen die Fußballer auch unter der bis Sonntag gemeinsamen Fahne, dem Wappen und mit der gemeinsamen Hymne auftreten. Das hatte der Fußballverband Serbien-Montenegros noch Ende Dezember vergangenen Jahres beschlossen.