Kommentar in den türkischen Medien "Einmarsch in den Nordirak"

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Kommentar von Ismet Berkan

Der Generalstab hat am Wochenende in seiner Internet-Seite verlauten lassen, dass amerikanische Kampfflugzeuge über die Provinz Hakkari in den türkischen Luftraum eingedrungen sind. In unserem Land, wo alle, ob wissend oder unwissend, im Fernsehen über das heikle Thema einer eventuellen grenzüberschreitenden Operation im Nordirak sprechen, sind die Diskussionen über eine Intervention entflammt. Das Thema hat drei Fronten: die Inlandspolitik, die Bekämpfung des Terrors und die Auslandspolitik.

Die inlandspolitische Gleichung ist spezifisch einfach: Der gegenwärtigen Regierung wird vorgeworfen, aus Angst vor den USA keine Operation im Nordirak durchzuführen. Dadurch hofft man, die Regierung zu zermürben. Ob diese Rechnung aufgehen wird oder nicht, weiß ich nicht, aber man sieht, dass sich die Regierung von diesem Vorwurf beeinflussen lässt.

Auf der Front der Terrorbekämpfung gibt es jene, die eine Operation hinsichtlich der Terrorbekämpfung als nützlich betrachten und jene, die meinen, dass die Operationen zu keinem Ergebnis führen werden. Es ist leider schwer, die Sache zu beurteilen, da wir die politischen und militärischen Ziele sowie den Umfang der Operation nicht kennen. Im Grunde ist die Intensität des Terrors nicht gleich wie in den 90er Jahren. Man sieht nicht wie damals PKK-Gruppen, die 150-200 Militanten umfassen. Aber man weiß, dass die PKK ihre Methode geändert hat und anstelle von Nahkämpfen nun ferngesteuerte Anschläge verübt. Man weiß nun nicht, wo und wen man suchen bzw. jagen soll. Andererseits ist aber das Verhindern des Einsickerns von Terroristen durch die Grenze ein wichtiges Thema.

Aber das wichtigste ist, zu verhindern, dass sich die PKK im autonomen kurdischen Gebiet im Nordirak frei bewegen kann. In der Vergangenheit ließ die kurdische Führung, da sie von der Türkei abhängig war, nicht zu, dass sich die PKK frei bewegt, aber jetzt gibt es einen anderen `Chef` in dem Gebiet. Besonders mit der Sicherheit, an Amerika angelehnt zu sein, verhält sich Barsani gegenüber der Türkei nicht freundlich. Auf der Front der Auslandspolitik ist die Sache eigentlich nicht so verwirrend. Der Irak steht unter Besetzung Amerikas und für die territoriale Integrität des Landes ist Amerika verantwortlich.

Inwieweit die Bekanntgabe der Verletzung des türkischen Luftraumes durch amerikanische Kampfflugzeuge richtig war, ist fraglich, aber sie wurde bekanntgegeben und wir werden damit leben. Wir wissen nicht, ob die amerikanischen Flugzeuge, die unseren Luftraum verletzten, in irgendeiner Phase unseren Flugzeugen entgegenkamen. Aber seit Tagen wird in den Zeitungen berichtet, dass unsere F-16 entlang der Grenze Aufklärungsflüge durchführen. Die kurdischen Medien behaupteten in den letzten Tagen, dass türkische Land- und Luftkräfte die Grenze überschritten hätten.

Vor kurzem hat die Türkei auf Ministerpräsidentenebene Amerika gewarnt und gesagt: „unsere Geduld geht zu Ende“. Damals hat die PKK ihre Aktionen beendet, höchstwahrscheinlich unter dem Druck Amerikas auf die kurdischen Führer. Jetzt könnte sich derselbe Prozess wiederholen. Die Türkei legt ihre Ernsthaftigkeit dar. Obwohl die Verletzung des türkischen Luftraumes durch amerikanische F-16 eine neue Entwicklung ist, könnte die PKK erneut ihre Aktionen einstellen.

Aber wenn die Auslandspolitik so durchgeführt wird wie die Inlandspolitik, wird sie mittel- und langfristig nicht zur Lösung des PKK-Terrors beitragen. Jedoch steht einiges fest und kann nicht abgestritten werden: Die Führung des autonomen kurdischen Gebietes im Nordirak zeigt der Türkei keine gute Nachbarschaft, schützt und unterstützt eine Terrororganisation, die in der Türkei ohne Unterscheidung zwischen Zivilen und Militär Menschen tötet, und gewährt ihr Unterschlupf. Angesichts dieser Situation kann man nicht mehr schweigen. (Radikal)

Quelle:
Deutsch-Türkische Medienagentur
Ali Yumuşak
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