EU-Osterweiterung, Beitrittstermin Bulgarien, Umfrage der EU-Kommission

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Umfrage der EU-Kommission und Erwartungen der Bürger Bulgariens: Beitrittstermin 1. Januar 2007

Bulgarien möchte am 1. Januar 2007 der Europäischen Union beitreten. Doch was erwarten seine Bürger? Freuen sie sich auf den Beitritt oder blicken sie mit Sorge auf die zukünftige Mitgliedschaft? Eine im Auftrag der EU-Kommission durchgeführte repräsentative Umfrage unter den Bürgern Bulgariens gibt erste Antworten.

Bulgarien will schon im Jahr 2007 Mitglied der Europäischen Union werden. Welche Erwartungen, welche Hoffnungen verbinden die Bulgaren mit dieser Mitgliedschaft? Überwiegen Ängste oder Befürchtungen? Bulgarien ist auf dem europäischen Kontinent eines der Länder mit ausgesprochen pro-europäischer Einstellung. Europa-Meister in Sachen Europafreundlichkeit sind zwar nach wie vor die Iren, gefolgt von Rumänen und Italienern. Doch schon auf Platz Vier der Europa-Optimistenliste stehen die Bulgaren. Warum nur haben die Bulgaren "ihr Herz an Europa verloren"? Ivan Krastev, Präsident des bulgarischen Zentrums für liberale Studien" wagt einen Erklärungsversuch: "Alle Anstrengungen Bulgariens der vergangenen Jahre konzentrierten sich darauf, Mitglied der Europäischen Union zu werden. Die EU-Mitgliedschaft wurde zum nationalen Interesse. Außerdem erkennt die bulgarische Öffentlichkeit an, dass die Europäische Union in den zurückliegenden Jahren der Vorbereitung auf die EU-Mitgliedschaft die Rolle des Modernisierungs-Motors für Bulgarien übernahm."

Und was sind die konkreten Erwartungen der Bulgaren? Die meisten Bürger des Landes hoffen, dass die EU-Mitgliedschaft Sicherheit, wirtschaftliche und politische Stabilität mit sich bringen wird. Ivan Krastev: "Bulgarien ist ein kleines Land. In dieser großen, globalisierten Welt wird die Europäische Union einerseits als ein Instrument der Globalisierung gesehen. Doch andererseits verknüpft sich mit Europa auch der Wunsch nach Schutz vor Auswüchsen der Globalisierung. Die Bulgaren rechnen mit Stabilität, mit höheren Einkommen - aber auch mit einer Ausdifferenzierung ihrer kulturellen Identitäten." Umgekehrt fällt auf, dass die meisten Bulgaren ihren eigenen staatlichen Institutionen nicht über den Weg trauen. Kaum ein Bürger Bulgariens ist gut zu sprechen auf Parteien und Parlament. Und in keinem anderen Staat Europas herrscht ein derart tiefsitzendes Misstrauen gegenüber dem Justiz-Wesen wie in Bulgarien. "Die Leute glauben", analysiert Meinungsforscher Krastev, "dass ihre eigene, korrupte Elite durch Brüssel kontrolliert werden wird, einer Elite der sie misstrauen. Deshalb existiert in Bulgarien so ein hoher Vertrauens-Vorschuss für Brüssel. Vielleicht wird sich das in den kommenden fünf oder zehn Jahren ändern - und wir werden genauso skeptisch gegenüber europäischen Institutionen wie gegenüber unseren eigenen..."