Die Senatsverwaltung für Gesundheit, Soziales und Verbraucherschutz, der Beauftragte des Senats für Integration und Migration, teilt in einer PreSsemitteilung mit:
Döner war gestern - die türkischstämmigen Unternehmer in Berlin haben die "Ethno-Nische" weitgehend hinter sich gelassen. Die Bedeutung von Großhandel und Handwerk steigt, während der Anteil der typisch ethnischen Branchen wie Gastronomie und Einzelhandel sinkt. Und jeder 3. Betrieb beschäftigt inzwischen mehr als 4 Mitarbeiter. Dieses sind die wichtigsten Ergebnisse einer Unternehmensbefragung, die der Beauftragte für Integration und Migration, Günter Piening, in Berlin vorstellte.
Die Analyse "Türkische Unternehmer in Berlin - Struktur, Wirtschaftskraft, Problemlagen" wurde von Prof. Dr. Faruk ªen und Dr. Martina Sauer vom Zentrum für Türkeistudien (Duisburg) im Auftrag des Integrationsbeauftragten erstellt. Grundlage der Untersuchung ist eine im Sommer durchgeführte Befragung von rund 300 Unternehmen. Die Studie beschränkt sich auf die Selbstständigen türkischer Herkunft, da hier eine Vergleichsuntersuchung aus dem Jahr 2001 vorliegt. Piening: "Dadurch wird erstmals erkennbar, wie sich die rund 6000 türkischstämmigen Betriebe in den letzten 5 Jahren entwickelt haben."
Als positives Ergebnis hob Piening hervor, dass die Unternehmen weitaus stärker in das allgemeine Berliner Wirtschaftsleben eingebunden sind als noch vor vier Jahren. "Der Branchenmix wird breiter. Die Unternehmen haben ihr Döner-Image hinter sich gelassen. Zuwandererbetriebe bedienen keine ethnische Nische mehr. Sie finden ihre Kunden unter ?Deutschen? genauso wie unter Berlinern türkischer Herkunft. Das gleiche gilt für die Struktur der Lieferanten und der Beschäftigten. 22 % der Betriebe beschäftigen mittlerweile deutschstämmige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter."
Besonders erfreut zeigte sich Piening, dass 42 % der befragten Unternehmen trotz der wirtschaftlichen Schwierigkeiten Investitionen planten und 29 % eine wachsende Mitarbeiterzahl erwarten.
Diese positiven Entwicklungen sind umso bemerkenswerter, da der Wirtschafts-Abschwung vor allem die sehr stark von der Binnennachfrage abhängigen Branchen getroffen hat, in denen die Mehrzahl der türkischstämmigen Unternehmer agiert. Dieses spiegelt sich auch in der Umfrage wider. Während der Wirtschaftsstandort Berlin wegen seiner Bevölkerungsstruktur und seinem Kundenpotenzial insgesamt als sehr positiv bewertet wird, gibt jeder 2. befragte türkischstämmige Selbstständige die mangelnde Kaufkraft als zentrales Standortproblem an. Viele Unternehmen berichten, dass ihre wirtschaftliche Lage schwieriger geworden ist. Die Unternehmen weisen eine hohe Fluktuation auf, und viele Unternehmen müssen innerhalb der ersten drei Jahre wieder aufgeben. Besorgniserregend ist, dass gerade Zuwandererbetriebe, die schon länger als zehn Jahre bestehen, besonders häufig akute Schwierigkeiten melden. Neben wirtschaftlichen Problemen wie steigenden Kosten und Kundenrückgang berichten auch etablierte Unternehmen von Schwierigkeiten beim Zugang zu Krediten und bürokratischen Hürden.
Ein generelles Problem besteht im Zugang der Unternehmen zu den Beratungseinrichtungen der Kammern und auch des Senats. Nur wenige Migrantinnen und Migranten lassen sich vor der Existenzgründung professionell beraten. Auch weist die Studie aus, dass viele Unternehmerinnen und Unternehmer türkischer Herkunft nicht über Fördermöglichkeiten informiert sind. Und sogar Selbstständige, die in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten, lassen sich nur unzureichend fachlich beraten.
Hier sieht der Integrationsbeauftragte Handlungsbedarf für den Senat und die Kammern. Piening: "Es muss gelingen, dass Zuwandererbetriebe besser über die üblichen Verfahren der Wirtschaftsförderung informiert werden. Das schließt die Beratung über Kredite ein. Hierbei sind auch die bestehenden Fachberatungsstellen für Zuwandererbetriebe gefordert. Sie sollten stärker als bisher Selbstständige in allgemeine Beratungsinstitutionen vermitteln und so als Brücken fungieren." Einen Schwerpunkt der Beratung möchte Piening in ökonomisch schwächeren Stadtteilen setzen, in denen Zuwanderbetriebe häufig das Rückgrat der lokalen Wirtschaftstätigkeit darstellen.
Die Studie "Türkische Unternehmer in Berlin - Eine Analyse der Stiftung Zentrum für Türkeistudien im Auftrag des Beauftragten von Berlin für Integration und Migration" ist gegen eine Versandkostenpauschale von 2 ? erhältlich beim Beauftragten für Integration und Migration, Potsdamer Str. 65, 10785 Berlin.
- Die Studie steht auch als kostenloser Download bereit auf der Homepage des Integrationsbeauftragten.
(externer Link; pdf-Dokument (120 kb))