Paris/Yamoussoukro - Die Lage an der Elfenbeinküste gerät entgegen anders lautender Beteuerungen der franzöischen Regierung ersichtlich zunehmend außer Kontrolle. Am Wochenende brach der Waffenstillstand in dem westafrikanischen Land zusammen.
Der französische Staatspräsident, Jacques Chirac, ordnete an, dass in dem ehemaligen französischen Kolonialstaat die Luftwaffe durch die französische Armee zerstört wird. Dies sollte die Reaktion Frankreichs auf Angriffe auf die 4000 französischen und 6000 UN-Soldaten, die den Waffenstillstand an der Elfenbeinküste überwachen sollten, darstellen. Beobachter gehen davon aus, dass seit mehreren Monaten eine anti-französische und rassistisch-antiweiße Stimmung in dem Land herrscht.
Die Elfenbeinküste war ab 1960 unabhängig von der Kolonialmacht Frankreich und gelangte unter dem ersten Präsidenten Félix Houphouet-Boigny zu wirtschaftlichem Wohlstand. Das Land ist reich an Bodenschätzen. Vor der Küste wird Erdöl gefördert. Daneben ist die Elfenbeinküste weltgrößter Kakaoproduzent und stellt Kaffee, Ananas Baumwolle und Hlz für den Export her. 25 % der Bevölkerung sind ausländische Arbeitskräfte aus den Nachbarländern im Norden, vor allem Mali und Burkina Faso. Diese Bevölkerungsgruppe ist überwiegend muslimisch geprägt, während die Einwohner der Elfenbeinküste hauptsächlich dem christlichen Glauben anhängen.
Seit 1999 kam es wiederholt zu Rebellionen und Staatskrisen. 2002 wandte sich das Militär gegen die Staatsführung. Die Getreuen des Präsidenten Gbago und die Abtrünnigen lieferten sich vier Monate lang blutige Kämpfe mit einer erheblichen Zahl an Todesopfern, bis schließlich auf Vermittlung Frankreichs ein Friedensvertrag unterzeichnet wurde. Dieser sollte von UN-Blauhelmen überwacht werden, die aber nicht verhindern konnten, dass 2003 bereits eine neue Krise ausbrach.
Es steht zu befürchten, dass an der Elfenbeinküste bald ähnliche Verhältnisse wie in vielen anderen afrikanischen Staaten, und dass insbesondere Weiße, hauptsächlich Franzosen, und die muslimischen Gruppen im Norden des Landes fliehen werden.