Es erscheint höchst fraglich, ob Annette Schavan von Ihrer Kenntnis um Philosophie und Religion bei Ihren verschiednen politischen Äußerungen Gebrauch macht, oder lediglich versucht auf sich aufmerksam zu machen.
Neben der Kirche sind die Themen Bildung und Frauen die Schwerpunkte der politischen Arbeit Schavans. Schavan studierte 1974 bis 1980 Erziehungswissenschaft, Philosophie und Katholische Theologie und promovierte mit einer Arbeit über Gewissensbildung. Bekannt wurde Schavan auch durch ihre "Kopftuch-Entscheidung": Die Kultusministerin verweigerte einer moslemischen Lehrerin die Übernahme in den Schuldienst, weil die Frau darauf bestand, im Unterricht ein angeblich religiös motiviertes Kopftuch zu tragen. Schavan begründete ihre Haltung damit, dass das Kopftuch auch ein Symbol des politischen Islams und der Unterdrückung der Frau sei.
Sodann vertrat sie bei der Frage, wie es denn um den Habit - die Tracht der christlichen Ordensschwestern - stehe, die Auffassung, dies sei eine reine Berufskleidung. Nicht nur Geistliche auch Weltliche widersprachen Ihr hier vehemnt, wie der ehemalige Bundesverfassungsrichter Ernst-Wolfgang Böckenförde und die Vorsitzende der Vereinigung der Ordensoberinnen Deutschlands (VOD), Schwester Aloisia Höing.
Höing erklärte, dass, wenn an den Schulen 'generell jede Religiosität' wegfallen solle, man auch den Habit an Schulen verbieten müsse. Höing trage das Ordensgewand auch privat. Es sei für sie 'ein Zeichen der Religiosität und der Beziehung zu Gott'. Einen Habit als 'Berufsbekleidung' zu bezeichnen sei 'zu eng' und 'etwas komisch'. Böckenförde über das Kopftuchverbot: 'Es trifft das Kopftuch und das Ordensgewand, das Kreuz am Revers und die jüdische Kippa.'
Auch Ihr neuester Einfall, eine Pflicht für Imame einzuführen, in deutscher Sprache zu predigen, stößt auf Unverständnis bei Experten in Religionsfragen, der Kirche und den letzten Christen in den Reihen der eigenen Partei. Vorbild sei die Schweiz, sagte sie der dpa. Baden-Württemberg könnte eine entsprechende Bundesratsinitiative starten. In Moscheen dürfe nicht in Sprachen gepredigt werden, die außerhalb der islamischen Gemeinde niemand versteht.
Sprache und Religion sind schwer trennbar Gefühle, Empfindungen, Meinungen lassen sich häufig nur in der "eigenen" Sprache ausdrücken. Zudem stellt Frau Schavan muslimische Geistliche in Deutschland unter einen Generalverdacht. Wir werden die Arbeit der CDU-Politikerin weiter beobachten