Brüssel - Am Abend des 29. November hat die UNO ihren neuesten Report über die weltweite Migration ("International Migration") als zweiten und letzten Teil des "World Economic and Social Survey 2004" veröffentlicht. Danach gibt es weltweit 175 Millionen "Ausländer", im Sinne des Reports also Menschen, die im Jahr 2000 nicht in dem Land lebten, in dem sie geboren wurden. Dies entspricht rund drei Prozent der Weltbevölkerung. In Europa lebten nach Angaben des Berichts etwa 21 Millionen an Ausländern, die unter die vorbezeichnete Definition fallen. Unter ihnen bilden die Türken mit 2,6 Millionen die größte Gruppe.
Es entspricht der Entstehungsgeschichte der wichtigen, doch auch löchrigen Verbürgungen der Genfer Flüchtlingskonvention, die 1951 vor dem Hintergrund der noch immer deutlich spürbaren Auswirkungen des II. Weltkrieges ausgehandelt wurde, wenn der Bericht zu dem Schluss kommt, die Zuwanderung in Europa habe erst weit nach dem II. Weltkrieg, sogar schwerpunktmäßig in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre an Schwung gewonnen. Das Dokument würdigt die positiven demographischen und wirtschaftlichen Folgen der Migration: "Die internationale Zuwanderung hat wichtige Beiträge zum Wachstum in Ländern wie Österreich geleistet."
Viele Auswirkungen der Alterung der Bevölkerung hätten Immigranten abgefedert. Die UNO-Studie erinnert daran, dass die Bevölkerung Europas ohne Zuwanderung bis 2050 um 139 Millionen (19 Prozent) zurückgehen würde.
Selbst wenn wie bisher jährlich 680.000 Einwanderer aufgenommen würden, werde die Bevölkerung Europas in diesem Zeitraum noch um 96 Millionen Menschen zurückgehen.
Der Anteil der Berufstätigen sei beispielsweise in Österreich sowohl bei Ausländern als auch Ausländerinnen höher. In acht der sechzehn europäischen Staaten machten Ausländer mehr als fünf Prozent der Arbeitskräfte aus. Österreich liege mit elf Prozent hinter Luxemburg (62 Prozent) und der Schweiz (18 Prozent) an dritter Stelle.
Auch sonst enthält der Bericht eine Zusammenstellung von Informationen, die ein erhellendes Licht auf die bisweilen politisch motiviert verzerrte öffentliche Debatte um Zuwanderung wirft: Bisherige Studien hätten keine Verringerung von Löhnen für einheimische Arbeitskräfte aufgrund von Zuwanderern - wegen so genannten Lohn-Dumpings - nachweisen können, so der UNO-Bericht. Andererseits würden Zuwanderer die Nachfrage nach Gütern erhöhen und damit zum Bruttoinlandsprodukt beitragen. Ganz allgemein trügen sie mehr zu staatlichen Einnahmen bei, als sie an Auszahlungen beanspruchten.
In Deutschland sind Ausländerinnen und Ausländer nach Angaben des Berichts jedoch nach wie vor in Sachen Bildung benachteiligt. Von den Männern in Deutschland, die auf der untersten Bildungsstufe stehen, gehörten 8,4 % zur Gruppe der Deutschstämmigen, 22,8 % hingegen zu den Ausländern. Bei den Frauen belaufe sich das Verhältnis in diesem Bereich auf 13,7 % zu 34,7 %. Am anderen Ende der Skala, bei der Bildungsspitze, liege der Anteil deutscher Männer bei 35,0 % zu 22,9 % unter den Ausländern, unter den Frauen liege die jeweilige Quote fast gleich auf bei 21,8 % bzw. 21,7 %.
Der volle Text des Berichts ist in Kapitelgliederungen im *.pdf-Format (unterteilt in verschiedene Abschnitte, englische Version) abrufbar unter http://www.un.org/esa/policy/wess/index.html.