Deutschland: Türkische Migranten, Armut, Studie, Zentrum für Türkeistudien

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Das Zentrum für Türkeistudien (ZfT) hat in einer kürzlich veröffentlichten Studie festgestellt, dass türkische Migranten in Deutschland in besonderem Ausmaß von Armut betroffen sind. Ursache hierfür sei vor allem die hohe Betroffenheit von Arbeitslosigkeit, die wiederum Folge des Strukturwandels in der deutschen Wirtschaft seit der Phase der Arbeitskräfteanwerbung im Ausland ist, und das geringe Ausbildungsniveau, verbunden mit einem geringen Einkommen.

Die Studie des Instituts an der Universität Essen-Duisburg, das in Form einer Stiftung unter Vorsitz der Ministerin für Gesundheit, Soziales, Frauen und Familie des Landes Nordrhein-Westfalen Birgit Fischer organisiert ist und Konsultativstatus beim Wirtschafts- und Sozialrat (ECOSOC) der Vereinten Nationen innehat, wurde von Faruk Sen, dem Direktor der Stiftung Zentrum für Türkeistudien, vorgestellt. Danach lebt fast jeder dritte der rund 1,9 Millionen Türken in Deutschland unterhalb der Armutsgrenze. Weitere 35 Prozent liegen nur knapp darüber - mit hohem Risiko, auch unter die Grenze zu fallen.

Sen sagte bei der Präsentation: "Die Arbeitslosenquote bei türkischen Migranten in Deutschland liegt bei 25 %. Dabei steigt der Anteil derjenigen, die länger als ein Jahr ohne Beschäftigung sind, seit einigen Jahren an, inzwischen zählen fast 40 % aller Arbeitslosen zu den Langzeitarbeitslosen." Zwar sei das Bildungsniveau der Kinder der Einwanderergeneration höher als das ihrer Eltern, aber trotzdem besuchten nur fünf Prozent der türkischen Schüler das Gymnasium. Ein Grund für die Probleme der Eltern sei die geringe Qualifikation in Verbindung mit dem industriellen Strukturwandel, der immer weniger nichtqualifizierte Arbeitsplätze anbietet; mit anderen Worten, der Wegfall alter Industriezweige wie insbesondere der Schwerindustrie.

"Diese mangelhafte Beteiligung am Erwerbsleben schlägt sich deutlich im Haushaltseinkommen nieder: Den türkeistämmigen Familien stehen durchschnittlich 1 917,- ? im Monat zur Verfügung, deutsche Haushalte verfügten dagegen über ein durchschnittliches Einkommen von 2 596,- ?, wobei türkische Haushalte jedoch fast doppelt so viele Personen (3,9) umfassen wie deutsche (2,15)", so Sen weiter. Damit ergibt sich ein durchschnittliches Pro-Kopf-Einkommen von 491,- ? in türkischen Haushalten gegenüber 1 207,- ? in deutschen. Wahrscheinlich wird sich dies nach den Ergebnissen der Studie in den nächsten Jahren in ähnlicher Form in den Rentenbezug der ehemaligen "Gastarbeiter" weiterverlagern: deren erste Generation ist dabei, das Rentenalter zu erreichen. Bereits jetzt bekämen türkische Rentner im Schnitt nur 526,- ? monatlich, deutsche Rentner 698,- ?. Grund hierfür seien durchschnittlich kürzere Beitragszeiten und niedrigere Beträge, die türkische Arbeitnehmer in die Rentenkasse eingezahlt hätten.

Als Fazit der Untersuchung appelliert das ZfT nun an Politik und Behörden, umfangreichere Beratungsangebote zur Förderung von Bildung und Ausbildung zu schaffen. Außerdem müssten Existenzgründungen türkischer Staatsbürger besser unterstützt werden.