DJI-Studie zur Berufsausbildung: Deutsche Jugendliche und Jugendliche mit Migrationshintergrund schätzen ihre Zusammenarbeit im Betrieb
MÜNCHEN ? Das Deutsche Jugendinstitut e. V. (DJI, externer Link) hat in seinem Bulletin Nr. 70 (Frühjahr 2005) die Ergebnisse einer Studie über das Verhalten und die Beziehungen deutscher Jugendlicher gegenüber bzw. zu ihren Kollegen mit Migrationshintergrund und umgekehrt im Rahmen der Berufsausbildung im Betrieb veröffentlicht (externer Link zur Studie, *.pdf, 1,0 Mb). Das DJI zieht aus den Ergebnissen den Schluss, dass die Integration in Deutschland besser vorangekommen ist als häufig befürchtet: "Deutschland hat sich zu einer multikulturellen Gesellschaft entwickelt."
Das Deutsche Jugendinstitut e.V. entstand 1963 auf Bundestagsinitiative aus dem Deutschen Jugendarchiv in München und dem Studienbüro für Jugendfragen in Bonn. Über einhundertvierzig wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter untersuchen langfristig und systematisch die Lebenslagen von Kindern, Jugendlichen, Frauen und Familien sowie darauf bezogene öffentliche Angebote zu ihrer Unterstützung und Förderung. Das DJI hat seinen Sitz in München und eine Außenstelle in Halle. Der Etat wird überwiegend aus Mitteln des Bundes finanziert. Unter anderem führt es Studien zu aktuellen gesllschaftspolititschen Entwicklungen und Problemlagen durch, so auch zuletzt zu der vorbezeichneten Problemstellung.
Die Grundlage der Studie bildete die Befragung von rund neunhundert weiblichen und männlichen Auszubildenden ? berufsbildbedingt aber überwiegend männliche ? aus Nord-, West- und Süddeutschland im Sommer 2004, ergänzt um knapp fünfzig Einzelinterviews. Von den Befragten gehörten neunzig Prozent interkulturell zusammengesetzten Gruppen an. Unter Migrationshintergrund verstanden die Forscher, dass mindestens ein Elternteil der betreffenden Personen nicht in Deutschland geboren ist. So lag es bei vierundvierzig Prozent der Befragten. Von ihnen sind wiederum siebenundsechzig Prozent selbst in Deutschland geboren; bei Aussiedlerjugendlichen ist die überwiegende Mehrheit noch im Ausland zur Welt gekommen.
Untersucht wurden die Beziehungen der Jugendlichen untereinander und die Einstellung der Befragten zur Ausbildung in interkulturell zusammengesetzten Gruppen, die Bedeutung gemeinsamen Aufwachsens von Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund, die interkulturell besprochenen Themen, die Meinung zu einer weiteren Zunahme der Zahl an Auszubildenden mit Migrationshintergrund, die Haltung zum Gebrauch der eigenen Herkunftssprache, die Kenntnis über die unterschiedlichen kulturellen Gepflogenheiten, das Verhalten in interkulturell kritischen Situationen und das Kontaktverhalten außerhalb des Betriebes.
Einige Kennzahlen dazu stellen sich so dar:
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83 % bevorzugen die Ausbildung in interkulturellen Gruppen gegenüber derjenigen in "monokulturellen".
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Nur 2 % der Befragten verstehen sich mit Mitauszubildenden anderer Herkunftskultur nicht; 85 % verstehen sich hingegen gut mit ihnen ? das gilt auch für die Gegenrichtung.
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Private Angelegenheiten werden anders als allgemeine ("smalltalk") und berufliche häufiger "eigenkulturell" besprochen (42 zu 28 %, bei smalltalk 72 zu 52 %, bei beruflichen Fragen 58 zu 49 %).
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Bei der Kenntnis des kulturellen Hintergrundes der jeweils anderen Gruppe sehen alle Beteiligten Nachholbedarf: 45 % der Jugendlichen mit Migrationshintergrund sind der Ansicht, dass von ihnen erwartet werden kann, sich mehr an die deutschen Gepflogenheiten anzupassen. Allerdings meinen sie auch zu 66 %, dass die deutschen Auszubildenden sich mehr um Erkenntnisse über ihren ? den migrationsbezogenen ? Hintergrund informieren sollten. Insgesamt haben alle Befragten den Wunsch, den Hintergrund der jeweils anderen Gruppe besser kennenzulernen.
Insgesamt zieht die Studie ein positives Fazit: "Je größer die alltägliche Nähe und je regelmäßiger der betriebliche Umgang miteinander ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Auszubildenden unterschiedlicher kultureller Herkunft untereinander gut verstehen. Je selbstverständlicher das gemeinsame Lernen und Arbeiten wird, umso vertrauter gehen die Auszubildenden unterschiedlicher Herkunftskultur miteinander um und umso besser entwickeln sich ihre interkulturellen Beziehungen. Ihr gleichgerichtetes Interesse und Ziel ist es, die Ausbildung möglichst erfolgreich zu durchlaufen und mit gutem Resultat abzuschließen."